Eine gute Bildung und Erziehung sind die Basis für ein erfülltes Leben, doch es ist die Disziplin – insbesondere die Selbstdisziplin – die als treibende Kraft den Weg zu Erfolg und persönlicher Entwicklung ebnet. Warum? Weil fast jeder Erfolg auf einer soliden Grundlage von Disziplin aufbaut. Oft wird sie zwar als die Fähigkeit definiert, Regeln und Vorschriften einzuhalten, doch sie umfasst weit mehr. Disziplin bedeutet nicht, sich ständig zu disziplinieren oder Kinder starr an äußere Regeln zu binden, sondern vielmehr, ihnen zu helfen, ihre eigenen Ziele zu setzen und daran zu arbeiten, diese zu erreichen. Es geht um die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, an sich zu glauben und das eigene Verhalten bewusst zu steuern, um langfristig ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.
Selbstdisziplin ist eine Schlüsselkompetenz für alle Kinder, weil sie ihnen nicht nur hilft, ihre Ziele zu erreichen, sondern sie auch vor den Herausforderungen und Versuchungen des modernen Lebens schützt – seien es soziale Medien, Drogen oder der exzessive Konsum. Kinder müssen lernen, ihre eigenen Bedürfnisse manchmal zurückzustellen, um langfristig erfolgreich zu sein und die Kontrolle über ihr Leben zu behalten.
Gerade in der heutigen schnelllebigen Welt, voller Ablenkungen durch Smartphones, Internet und soziale Medien, fällt es vielen Kindern schwer, sich auf ihre Ziele zu konzentrieren. Eltern, pädagogische Fachkräfte und Lehrer spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie müssen klare Erwartungen formulieren, Grenzen setzen und den Kindern als Vorbilder dienen. Kinder lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, wenn ihnen die Erwachsenen konsequent, aber auch mit Empathie und Geduld zeigen, wie wichtig Selbstdisziplin ist. Dies sollte jedoch immer in einem Rahmen geschehen, der auch Freiraum für die eigene Entfaltung lässt.
Lob, Ermutigung und eine fehlerfreundliche Lernatmosphäre sind entscheidend, um die Motivation der Kinder zu fördern. Eine Kultur, die Fehler als Teil des Lernprozesses sieht, schafft Vertrauen und ermutigt Kinder, sich Herausforderungen zu stellen. Geduld und echtes Interesse am Kind sind ebenfalls unerlässlich, denn die Entwicklung von Selbstdisziplin ist ein langsamer, stufenweiser Prozess, der viel Aufmerksamkeit erfordert.
Selbstdisziplin als Motor der Entwicklung
Selbstdisziplin befähigt Kinder, ihre Fähigkeiten zu entfalten, ihre Ziele zu erreichen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Dies wirkt sich positiv auf ihr Wohlbefinden sowie auf ihre schulischen und beruflichen Leistungen aus. Anstrengungsbereitschaft und Spaß am Lernen sind eng miteinander verbunden. Während Spaß und Freude am Lernen allgemein begrüßt werden, wird die Bereitschaft, sich anzustrengen, oft weniger positiv bewertet, obwohl sie ebenso wichtig ist. Schon Kleinkinder zeigen uns, wie selbstverständlich sie durch Ausdauer und Disziplin lernen – sie bauen immer wieder ihren Turm auf, auch wenn er wieder und wieder umfällt. Der Stolz, wenn der Turm schließlich steht, ist der Lohn für ihre Anstrengung und Ausdauer. Dies ist ein frühes Beispiel für Selbstwirksamkeit und zeigt, dass Disziplin nicht zwangsläufig von außen auferlegt werden muss, sondern aus innerer Motivation erwachsen kann.
Disziplin ist für mich daher die innere Stärke, die es einem Menschen ermöglicht, trotz Ablenkungen oder Schwierigkeiten an einer Aufgabe dran zu bleiben. Die Freude, die aus dem Erleben von Erfolgen nach harter Arbeit entsteht, ist unvergleichlich. Deshalb wünsche ich mir, dass Eltern ihren Kindern wieder etwas mehr zutrauen. Kinder brauchen Herausforderungen, um zu wachsen. Es erfordert Mut, als Eltern eine positive Autorität zu sein und zu sagen: „Du schaffst das, bleib dran.“ Dieses Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder stärkt ihre Selbstdisziplin und ihre Überzeugung, dass sie ihre Ziele erreichen können.
Zum Weiterlesen:
Neuerscheinung: Disziplin – Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts – Ein Impulsbuch
von Ursula Günster-Schöning und Isabella Gölles
183 Seiten, kartoniert, € 25,00 | (A) € 26,00, ISBN: 978-3-525-40049-4
